Beitrag in Jahrbuch 2019
Allgemeine Entwicklung Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie
Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie
Im vergangenen Jahr konnte die Landtechnikindustrie am Standort Deutschland ihren Produktionsumsatz, trotz allgemeinem Abwärtstrend auf der Marktseite, mit einem Minus von lediglich 0,3 Prozent auf dem hohen Vorjahresniveau von 8,6 Milliarden Euro halten.
Bild 1: Umsatz aus der Produktion am Standort Deutschland
Figure 1: Turnover of the Agricultural Machinery Industry in Germany
Zurückzuführen ist das gute Ergebnis auf der Produktionsseite allerdings auf weitere, nicht-marktbedingte Sondereffekte im wertmäßig größten Segment der Landtechnik, dem der Traktoren. Neben einer weiteren Frist zum Ende Juni 2019, bei der zur Abwechslung keine geänderten Vorschriften im Bereich der Abgasemission, dafür aber in der Beleuchtung und Kenntlichmachung in Kraft getreten sind, sorgten erhebliche Produktionsverschiebungen aus dem Ausland nach Deutschland und ein Plus von 10,1 Prozent im Traktorenexport dafür, dass der Traktorenumsatz 2019 insgesamt um 7,2 Prozent zulegte.
Die Gesamtbranche erreichte damit im Exportgeschäft ein Plus von 1,5 Prozent, während der Umsatz mit dem deutschen Handel um 5,3 Prozent unter das Niveau des Vorjahres sank. Der Inlandsumsatz nahezu aller Segmente der Landtechnik – von den Ackerbaugeräten, den Erntemaschinen bis hin zu den Geräten für die Innenwirtschaft – ist im Vorjahresvergleich deutlich gesunken. Der Auftragseingang liegt im Durchschnitt der Gesamtlandtechnik sogar noch stärker im Minus.
Damit haben sich die vom VDMA bereits seit vorletztem Sommer wiederholt geäußerten Warnungen mit Blick auf die weitere Markt- und Konjunkturentwicklung vor dem Hintergrund voller Händlerlager in Europa bestätigt. Neben Preiszuwächsen aufgrund von gestiegenen Rohstoff- und Herstellungspreisen sind in den Vorjahren (insbesondere 2018) europaweit in vielen Segmenten vor allem die Händlerlager gefüllt worden. Zuwächse im Lagerbestand gab es insbesondere bei den Traktoren, dabei hauptsächlich über Händlerzulassungen in Folge der vielen Veränderungen von Seiten des Gesetzgebers.
Dadurch konnte die Landtechnikindustrie ihren Produktionsumsatz am Standort Deutschland 2018 mit einem weiteren Plus von 10 Prozent auf ein neues Rekordniveau steigern. Die wichtigsten Endkundenmärkte haben sich 2018 aber bei weitem nicht so positiv entwickelt, wie die Umsätze der Hersteller. Die Wachstumsraten im Endverkauf lagen über die Märkte und Segmente hinweg durchschnittlich im Bereich von maximal 2 bis 3 Prozent.
Die Investitionsplanungen der Landwirte in Deutschland und Europa halten sich derweil trotz heterogener Erzeugerpreis- und Ernteentwicklungen sowie umfangreicher Verschiebungen in den Handelsströmen vor dem Hintergrund von Schweinepest und Handelskonflikten insgesamt nahezu stabil. Die Einkommenssituation der Landwirte in Europa war im Jahr 2019 in Summe wieder nicht schlecht. Zudem stehen auch die Vorzeichen für die kommende Erzeugerpreisentwicklung gut.
Die aktuelle Konjunktureintrübung in Deutschland und Europa ist somit nicht auf veränderte landwirtschaftliche Rahmenbedingungen zurückzuführen, sondern lediglich eine vorübergehende Korrektur der Verzerrungen aus der positiven Händlerlagerbestandsdifferenz zwischen Absätzen und Endverkäufen in den Vorjahren (insbesondere 2018). Jedenfalls spricht nichts für eine tiefgreifende Rezession wie in der Phase nach 2014. Im Gegenteil: Die Lagerbestände könnten sich auf Basis der guten Vorzeichen für die zukünftigen Rahmenbedingungen und somit weiter anziehenden Endkundenmärkten schneller abverkaufen als ursprünglich erwartet.
Autorendaten
M. Sc. (Wirtschaftswissenschaften) Philip Nonnenmacher ist Mitarbeiter beim VDMA in der Abteilung Märkte und Konjunktur des Fachverbands Landtechnik.