Beitrag in Jahrbuch 2018

Allgemeine Entwicklung Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie

Kurzfassung:

2018 konnte die Landtechnikindustrie am Standort Deutschland ihren Umsatz um 10 Prozent auf gut 8,6 Milliarden Euro steigern. Mit dem deutschen Handel erzielten die Hersteller ein Umsatzplus von fast 13 Prozent.

Volltext

Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie

2018 konnte die Landtechnikindustrie am Standort Deutschland ihren Produktionsumsatz weiter steigern. Mit einem Plus von 10 Prozent erreichte die Branche ein neues Rekordniveau von gut 8,6 Milliarden Euro. Umsatzzuwächse wurden dabei, anders als im Vorjahr, nahezu ausschließlich mit dem Handel innerhalb der EU generiert. Mit dem deutschen Handel erzielten die Hersteller ein Umsatzplus von fast 13 Prozent.

Bild 1: Umsatz aus der Produktion am Standort Deutschland (Werte in Millionen Euro, Quelle: VDMA Agricultural Machinery Association)

Figure 1: Turnover of the Agricultural Machinery Industry in Germany (Values in million Euro, Source: VDMA Agricultural Machinery Association)

 

Die positive Umsatzentwicklung ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa, entgegen den Vorzeichen zu Jahresbeginn 2018, über mehrere Monate hinweg äußerst positiv waren – und sich trotz Trockenheit in vielen Regionen aufgrund von verhältnismäßig guten Erzeugerpreisen bis zum Jahresende überwiegend vorteilhaft halten konnten.

Nachdem die Preise für Milchprodukte im Januar 2018 das vierte Mal in Folge zurückgegangen sind, vollzog sich eine neuerliche Wende mit starkem Preisauftrieb. In Neuseeland hatte der zeitweise sehr trockene Sommer zu einem Rückgang der Milchproduktion geführt. Zeitgleich verlief die Nachfrage nach Molkereiprodukten vergleichsweise stabil. Die Weizen- und Grobgetreidepreise zogen ab dem Frühjahr ebenfalls deutlich an. Neben engeren globalen Mais-, Weizen und Sojabilanzen wirkten auch steigende Ölpreise beflügelnd. Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat diese auf das höchste Niveau seit 2014 getrieben. Zu guter Letzt hatte sich die Aufwertungstendenz des Euros wieder umgedreht.

Diese positive Entwicklung wurde von der anhaltenden Hitze und Trockenheit in vielen Regionen Europas nur teilweise beeinträchtigt. Neben einer negativen Weizen-, Raps- und Maisernte fehlte zwar in einigen Regionen, insbesondere im Norden und Osten, selbst der dritte Grünlandschnitt, so dass sich viele Futterbaubetriebe dort zusätzlich Futter zukaufen oder sich auf höhere Futterkosten einstellen mussten. Gleichzeitig konnten jedoch Betriebe in Regionen, die weniger von der Trockenheit betroffen waren, von verhältnismäßig guten Preisen profitieren. So erreichten die Kurse der Weizenfutures bereits im Juli ein Dreijahreshoch. Und neben weiter steigenden Getreidepreisen entwickelte sich auch der Milchmarkt innerhalb Europas aufgrund der Aussicht auf sinkende Anlieferungsmengen tendenziell etwas stabiler als auf globaler Ebene.

Zum anderen fällt bei genauerem Blick auf, dass sich die wichtigsten Endkundenmärkte bei weitem nicht so positiv entwickelten, wie die Umsätze der Hersteller. Die Wachstumsraten im Endverkauf lagen über die Märkte und Segmente hinweg durchschnittlich im Bereich von maximal 2 bis 3 Prozent. Neben Preissteigerungen aufgrund von gestiegenen Rohstoff- und Herstellungspreisen sind europaweit in vielen Segmenten vor allem die Händlerlager gewachsen.

Zuwächse im Lagerbestand gab es europaweit auch im wertmäßig größten Segment der Landtechnik, dem der Traktoren. Und das trotz Vorbelastung aus der sogenannten „Mother Regulation“, der ab dem 1. Januar 2018 geltenden EU-Typgenehmigungsverordnung, die bereits im Vorjahr zu signifikantem Bestandsaufbau mit Händlerzulassungen führte. Das Ergebnis für 2018 fällt entsprechend bizarr aus: Obwohl die Traktorenzulassungen in Deutschland um 18 Prozent gesunken sind, konnten die Traktorenhersteller ihre Umsätze mit dem deutschen Handel um 12 Prozent steigern.

2019 dürfte das Ergebnis dagegen genau umkehrt ausfallen: Während sich auf den Endkundenmärkten, auch auf Basis eines gewissen Händlerdrucks, weiteres Wachstum abzeichnet, werden sich die Absätze und Herstellerumsätze, aller Voraussicht nach, spätestens ab dem zweiten Halbjahr nicht mehr auf dem hohen Vorjahresniveau halten können.

Autorendaten

M. Sc. (Wirtschaftswissenschaften) Philip Nonnenmacher ist Mitarbeiter beim VDMA in der Abteilung Märkte und Konjunktur des Fachverbands Landtechnik.

Empfohlene Zitierweise:
Nonnenmacher, Philip: Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie. In: Frerichs, Ludger (Hrsg.): Jahrbuch Agrartechnik 2018. Braunschweig: Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge, 2019. – S. 1-4

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