Beitrag in Jahrbuch 2017

Allgemeine Entwicklung DLG-Agrifuture Insights: Geschäftslage der Landwirte deutlich verbessert, Innovationen bei Dünge- und Saattechnik im Fokus

Kurzfassung:

Landwirte in Deutschland beurteilten im Jahr 2017 die aktuelle wirtschaftliche Lage deutlich besser als im vorhergehenden Jahr. Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten haben sich bei den Milchviehhaltern deutlich und bei den Marktfruchterzeugern moderat aufgehellt. Die Investitionsneigung ist trotz des besseren Marktumfeldes im Vergleich zum Frühjahr stabil bei rund 43 Prozent. Einzig die Milchviehhalter planen deutlich mehr Investitionen. Die Marktfruchterzeuger sind insbesondere an Innovationen bei der bedarfsgerechten Ausbringung von Mineral- und Wirtschaftsdüngern, bei der Drilltechnik für die Einzelkornsaat und an digitalen Karten für Ertragskartierung und die Steuerung ackerbaulicher Maßnahmen interessiert.

Volltext

Aktuelle Geschäftslage: Landwirte deutlich zufriedener

Die Geschäftsklimabefragung der Landwirte im Rahmen von DLG-Agrifuture Insights zeigt, dass die Landwirte in Deutschland mit der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Jahr 2016 deutlich zufriedener sind. Die Landwirte haben damit das Stimmungstief des Jahres 2016 hinter sich gelassen.

Im Vergleich der Frühjahrs- mit der Herbstbefragung zeigt sich bei den Marktfruchterzeugern keine Veränderung bei der Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage. Die globale Getreideernte hat insbesondere durch die Rekordernte in der Schwarzmeerregion zu einem Bestandsaufbau geführt. In diesem Umfeld sind größere Preisbewegungen ausgeblieben. Die Marktfruchterzeuger beurteilen die Geschäftslage deshalb als durchwachsen. Und auch wenn die Qualitäten nach der abgeschlossenen Ernte besser beurteilt werden als noch direkt in der Ernte, bleibt insbesondere für die Getreideexporteure in Deutschland die Konkurrenz auf dem Weltmarkt durch das große Angebot aus der Schwarzmeerregion intensiv. Darüber hinaus hat der gestiegene Wert des Euro EU-Ware verteuert und die Exporte gebremst.

Im Gegensatz dazu sind die Milchviehhalter deutlich zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage als noch im Frühjahr 2017. Zwar ist die Wirtschaftslage der Milchviehhalter noch immer von dem lang anhaltenden Preistal geprägt, da die zusätzlich aufgenommenen Fremdmittel nun zurückgezahlt werden müssen. Dennoch führen die deutlich besseren Preise und die nun erreichte Kostendeckung zu der deutlich positiveren Beurteilung.

Bild 1: Beurteilung der aktuellen Geschäftslage von Landwirten in Deutschland.

Figure 1: Assessment of the current business situation of Germany´s farmers.

 

Auch die Schweinehalter beurteilen die Geschäftslage besser. Die feste Preistendenz bei den Schweinepreisen und die anhaltend niedrigen Preise für Futtermittel stützen die positive Beurteilung.

Erwartungen an die Geschäftsentwicklung: Milchviehhalter zuversichtlicher, Schweinehalter und Marktfruchterzeuger unverändert zurückhaltend

Die Schweinehalter und Marktfruchterzeuger haben unveränderte Erwartungen an die Geschäftsentwicklung. Sie erwarten in den nächsten zwölf Monaten sich durchschnittlich entwickelnde Geschäfte. Die Aussichten auf weiterhin gut laufende Exporte, insbesondere nach China, haben sich eingetrübt, auch wenn die Preissteigerungen zur wertmäßigen Steigerung der Exporte geführt haben. Die physischen Exportmengen waren rückläufig. Zudem schwächt sich die Nachfrage Chinas aufgrund der dort steigenden Eigenerzeugung ab.

Bild 2: Erwartungen an die Geschäftsentwicklung der kommenden zwölf Monate.

Figure 2: Expectations on farm business development for the upcoming twelve months.

 

Neben der Rekordgetreideernte und der starken Konkurrenz auf den internationalen Getreidemärkten sorgen die von der EU abgeschafften Importzölle auf Biodiesel für neue Bedingungen auf dem Ölsaatenmarkt. Händler erwarten umfangreiche Importe von Biodiesel aus Argentinien, nachdem die Exporte von rund 1,5 Mio. t 2013 vollständig zum Erliegen gekommen waren. Offen war zudem, ob auch die Zölle auf Biodiesel aus Indonesien fallen, was zu zusätzlichem Preisdruck führen würde. Diese Gemengelage bestimmte die Geschäftsaussichten, denn die weltweit große Getreideernte und die Neuordnung auf dem Ölsaatenmarkt setzen die Preisentwicklungen des Jahres 2017/18 unter Druck. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die im Jahr 2017 geernteten Qualitäten weit besser waren als zunächst angenommen.

Die Milchviehhalter in Deutschland sind wieder deutlich zuversichtlicher für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Die Erwartungen haben sich mit den steigenden Milchpreisen deutlich aufgehellt. Die bessere Marktlage und die damit verbundene Stimmungsaufhellung basiert insbesondere auf der dynamischen Entwicklung bei den Käseexporten, die im Jahr 2017 auf ein Rekordergebnis zugesteuert waren. Gleiches gilt für die hohe Nachfrage nach Butter auf dem Inlandsmarkt.

Investitionsbereitschaft: Insgesamt stabile Investitionsneigung; Milchviehhalter mit überdurchschnittlichen Investitionsplänen

Weiterhin zeigen die Ergebnisse von DLG-Agrifuture Insights, dass die Investitionsbereitschaft der Landwirte in Deutschland verglichen mit dem Frühjahr 2017 stabil ist. Die Trendwende bei den Erwartungen an die Geschäftsentwicklung haben die Investitionspläne der Betriebsleiter nicht so stark beflügelt. Eine Ausnahme sind die Milchviehhalter, deren Investitionsbereitschaft verglichen mit dem Frühjahr 2017 mit 17 Prozent deutlich auf nun 57 Prozent zugenommen hat.

Bild 3: Investitionsbereitschaft der Landwirte in Deutschland.

Figure 3: Farmer's willingness to invest in Germany.

 

Hingegen ist die Investitionsbereitschaft im Ackerbau (39 Prozent) und in der Schweinehaltung (33 Prozent) im langjährigen Durchschnitt unterdurchschnittlich. Die Marktfruchterzeuger haben die positive Ertragslage der zurückliegenden Jahre für Investitionen genutzt. Der eingetretene Preisdruck führt dazu, dass die Sicherung der Zahlungsfähigkeit sowie der Abbau von "Luxusinvestitionen" für die Senkung von Produktionskosten im Jahr 2017 im Mittelpunkt standen.

Technikinnovationen im Ackerbau: Fokus auf bedarfsgerechter Düngung

Die befragten Marktfruchterzeuger sind daran interessiert, mit Innovationen bei der Düngetechnik Nährstoffe gezielter auszubringen. Denn die Reform des Düngerechts erfordert mehr Effizienz im Nährstoffeinsatz, um die zulässigen Bilanzüberschüsse einzuhalten und gleichzeitig die möglichen Erträge realisieren zu können. Diese Erwartung wird ergänzt durch die Hoffnung auf Fortschritte bei digitalen Karten für die Bestandsführung. Denn die Nutzung von Ertragsdaten in Kombination mit Informationen über Nährstoffversorgung bezogen auf die jeweiligen Standorte kann Landwirte dabei unterstützen, effizienter zu düngen und Nährstoffverluste zu reduzieren.  

Bild 4: Erwartungen von Marktfruchterzeugern an Innovationen in der Landtechnik.

Figure 4: Arable farmer's expectations on innovations in farm equipment.

 

In aller Munde ist die Digitalisierung der Landwirtschaft. Eine wichtige Rolle spielen cloudbasierte Lösungen, die die Handhabung von Software gegenüber stationären Anwendungen deutlich vereinfachen sollen. Die Beurteilung der Nutzung von Cloudsoftware fällt überaus heterogen aus. So beurteilt die Mehrheit der Landwirte Cloudsoftware sowohl für die Entscheidungsunterstützung als auch als Standardsoftware für den eigenen Betrieb bisher mehrheitlich als weniger wichtig bzw. unwichtig. Allerdings: Rund ein Drittel der Befragten hält Cloud Software für sehr wichtig bzw. wichtig für die Entscheidungsunterstützung. Zudem ist ein Viertel der Befragten der Meinung, dass Cloudsoftware als betriebliche Standardsoftware sehr wichtig bzw. wichtig ist - eine beachtliche Gruppe von Landwirten zeigt sich also offen dafür, cloudbasierte Software zu nutzen. Diese an der Cloud interessierten Landwirte könnten als “first mover” den Systemen den Weg in die breitere Anwendung ebnen.

Zusammenfassung

Die Investitionsbereitschaft der Landwirte in Deutschland ist mit 43 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 stabil. Im aktuellen Preisumfeld hat das Kostenbewusstsein der Marktfruchterzeuger zugenommen. Die Landwirte prüfen Investitionen intensiver auf deren Wirkung auf die Produktionskosten. Im Gegensatz zu Marktfruchterzeugern und Schweinehaltern wollen die Milchviehhalter im Jahr 2018 deutlich mehr investieren.

Für die Umsetzung der Vorgaben der novellierten Düngeverordnung erwarten die Landwirte Innovationen bei der Düngetechnik zur Ausbringung von Wirtschafts- und Mineraldünger. Denn die Landwirte wollen Nährstoffverluste reduzieren und gleichzeitig die Ertragspotenziale der Standorte weiter nutzen. Der Digitalisierungstrend zu Cloud Software wird bisher nicht von der Breite der Landwirte angenommen. Fragen der Datensicherheit und des Datenbesitzes sind ungeklärt und auch die Versorgung mit leistungsfähigen Funknetzen als Voraussetzung für die vollumfängliche Nutzung von Clouddiensten ist teils unzureichend.  

Literatur

[1]     DLG e. V.: DLG-Agrifuture Insights 2017 URL – http://www.dlg.org/agrifuture-insights.html

Empfohlene Zitierweise:
Schaffner, Achim: DLG-Agrifuture Insights: Geschäftslage der Landwirte deutlich verbessert, Innovationen bei Dünge- und Saattechnik im Fokus. In: Frerichs, Ludger (Hrsg.): Jahrbuch Agrartechnik 2017. Braunschweig: Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge, 2018. – S. 1-6

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