Beitrag in Jahrbuch 2020
Allgemeine Entwicklung Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie
Die konjunkturelle Entwicklung der Landtechnikindustrie
Im vergangenen Jahr konnte die Landtechnikindustrie am Standort Deutschland ihren Produktionsumsatz trotz Corona um 5 Prozent steigern – und damit erstmalig die 9-Milliarden-Euro-Marke durchbrechen.
Mit Umsatzzuwächsen von 11 Prozent standen die Traktoren an der Spitze der Entwicklung. Ebenfalls erfolgreich schlossen die Hersteller von Dünge- und Pflanzenschutztechnik das Corona-Jahr ab. Absatztreiber waren hier vor allem Maschinen zur hochpräzisen Applikation mit minimalem Mitteleinsatz. Damit konnten beide Segmente an den positiven Trend der Vorjahre anknüpfen.
Bild 1: Umsatz aus der Produktion am Standort Deutschland
Figure 1: Turnover of the Agricultural Machinery Industry in Germany
Einen beträchtlichen Anteil an den Steigerungen auf der Produktionsseite hatte die Fortsetzung eines bereits im vorangegangenen Jahr unübersehbaren Phänomens im wertmäßig größten Segment der Landtechnik, dem der Traktoren. Weitere Produktionsverschiebungen aus dem Ausland, insbesondere aus den USA nach Deutschland, trugen dazu bei, dass der Umsatz aus dem Traktorenexport um 13 Prozent zulegte.
Die Gesamtbranche erreichte vor diesem Hintergrund im Exportgeschäft ein Plus von 6 Prozent, während die Landtechnikimporte nach Deutschland im Jahr 2020 insgesamt 5 Prozent unter Vorjahresniveau lagen.
Der deutsche Markt hat das Jahr 2020, wie die allermeisten Märkte in Europa, leicht im Minus abgeschlossen. Wenngleich im Verhältnis zu anderen Branchen gering, gab es also durchaus auch in der Landtechnik Corona-bedingte Marktrückgänge, die trotz starkem Nachholeffekt und besten Rahmenbedingungen bis zum Jahresende nicht mehr auszugleichen waren.
Die kräftige, bereits seit Mitte 2020 anhaltende Erholung in der Landtechnik gewinnt aber weiter an Fahrt. Die Auftragseingänge aus Deutschland und aus dem Exportgeschäft liegen zweistellig im Plus. In den kommenden Monaten bieten sich der Industrie auf der Marktseite in Europa und in vielen Weltregionen, insbesondere in Nordamerika, große Wachstumspotentiale.
Wichtige positive Treiber sind die aktuell sehr hohen Getreidepreise. Zusätzlich befeuert wird die Entwicklung durch starke Investitionsanreize von staatlicher Seite, unter anderem zur Förderung klima- und umweltfreundlicher Produktionsprozesse, in Deutschland und in vielen anderen Ländern rund um die Welt, allen voran in den USA.
Mittel- und langfristig ist der aktuelle Wachstumspfad dafür mit Risiken und Unwägbarkeiten behaftet. Denn der Höhenflug bei den Getreidepreisen basiert nicht nur auf guten Fundamentalfaktoren. Und staatliche Hilfen sind in der langen Frist ebenfalls keine verlässliche Grundlage.
Autorendaten
M. Sc. (Wirtschaftswissenschaften) Philip Nonnenmacher ist Mitarbeiter beim VDMA in der Abteilung Märkte und Konjunktur des Fachverbands Landtechnik.